Einsatz der Reisezugwagen auf der Strecke 592
in der Zeit von 1970 bis 1993.

Ein Artikel von © Frédéric Dildei.
Mit einer Ergänzung von Rainer Hübner.

Juli 1989
Ein Umbauvierachser BDyg mit Gepäckabteil. Am linken Bildrand ist noch ein AByl erkennbar. Das Bild bezeugt den Ende der 80er Jahre sehr seltenen Einsatz von Umbauvierachsern im Taunus.

Beide Bilder sind von Rainer Hübner in Friedrichsdorf auf dem Mittelgleis (Gl. 3) aufgenommen.

Auch die zweite Aufnahme rechts belegt eine Rarität, nämlich 212 157-2 vor einen  Mitteleinstiegs- Halbgepäckwagen BDylb.

Ergänzung © Rainer Hübner.

ca. 1990
Zwar kamen schon früher umgebaute yl- Steuerwagen auf der  Taunusbahn zum Einsatz - erkennbar an der zurückgesetzten Endtür - diese besaßen aber kein Gepäckabteil. Der zweite Wagen ist wieder ein AByl.

Anfang der 70er Jahre bestanden die meisten Nahverkehrzüge, sofern sie nicht aus Schienenbus-Garnituren gebildet waren, aus Umbau-Dreiachsern der Gattungen AB3yg, B3yg und BD3yg. Diese Züge, die teilweise eine Länge von 10 Wagen erreichten, führten auch Halbgepäck- und 1./2.Klasse-Wagen mit sich. Die 10-Wagen-Züge, die überwiegend nach Frankfurt durchliefen, sogar zwei AB-Dreiachser. Der später in den Tabellen der DB-Nebenbahnen zu findende Vermerk "Alle Züge nur 2.Klasse" hatte noch keine Gültigkeit. Auch auf unserer Strecke konnte man damals also noch "erstklassig" reisen.

11.08.1976

Zugkreuzung in Wilhelmsdorf am 11.08.1976. Der VT fährt nach Hundstadt und der Dreiachsige Umbauwagen nach Usingen.
© Jürgen Leindecker

Gegen Mitte der 70er begannen die Umbau-Vierachser (AByg, Byg, BDyg) in die Domäne der Dreiachser einzudringen, zunächst noch in geringem Umfang, später jedoch massiv. Ein schönes Beispiel sind die N 8752, N 8771 und N 7631, die 1977 in der Reihung 4*B3yg, AByg und D2ie fuhren. Die o.g BD- und AB-Wagen hatte man durch einen 1./2.Klasse-Vierachser und einen zweiachsigen! Gepäckwagen der Nebenbahnbauart (ex Pwi 31a) ersetzt. Dieser Typ war damals schon recht selten, es gab noch 22 Stück und der vom Bahnhof Gießen eingesetzte 117566 Ffm war schon zwei Jahre später der letzte. Interessant ist auch der AB-Vierachser, offensichtlich wollte man den 1.Klasse-Reisenden keinen rumpeligen Dreiachser mehr zumuten. Das Ende dieses Zuges ist übrigens auf dem Bild von Jürgen Leindecker in Wehrheim zu sehen.

1977

Zugkreuzung in Wehrheim im Jahre 1977. Der letzte Wagen des Zuges im Vordergrund ist der D2ie!
© Jürgen Leindecker

Mehr Infos zu 4-Achs-Umbauwagen gibt es bei Friedhelm Schlender.

Umlaufplan D2ie

Im Jahr 1979 hatte Gießen keine Dreiachser mehr im Bestand, die letzten Wagen waren nach Limburg und Offenbach abgegeben worden. Letztgenannter Bahnhof setzte die Wagen dann bis zur Stilllegung der Strecke Offenbach-Dietzenbach im Jahr 1983 auf dieser ein. Im Gießen wurden damit nur noch Drehgestellwagen beheimatet, die sich in Umbauwagen, Vorkriegsschnell- und Eilzugwagen, Mitteleinstiegswagen und Silberlinge aufteilten.

Die Nahverkehrszüge wurden nun überwiegend aus Umbau-Vierachsern gebildet, denn die „guten Mitteleinstiegswagen“ brauchte man für die Lahntalbahn. Im Hintertaunus liefen auch fallweise Vorkriegs-Eilzugwagen, auch hier gab es wieder ein besonderes Exemplar in Gießen, auf das näher eingegangen werden soll. Es handelt sich um den ADyse 641 mit der Nummer 81-11 001-9. Dieser Wagen mit der für die DB (im Gegensatz zur SNCF) seltenen Kombination von 1. Klasse und Gepäckabteil stammt aus einer Serie von 10 ehemaligen 2.Klasse-Eilzugwagen, die auf Betreiben der französischen Besatzungsmacht zu 1./2.Klasse-Wagen umgebaut wurden. Die DB ersetzte dann die 1.Klasse durch einen Gepäckraum und stufte die alte 2.Klasse zur 1.Klasse hoch. Als Beispiel soll der N 8761 gelten, der z.B. am 29.04.1981 in der Reihung Byg, ADyse, Byg, Byg verkehrte.

26.10.1979

Zwischen Hasselborn und Brandoberndorf kam am 26.10.1979 diese altrote V 160 mit drei vierachsigen Umbauwagen vorbei.
© Jürgen Leindecker

Skizze ADyse 641
Wagenskizze des ADyse Bauart 641

Noch vor der Stillegung des Abschnitts Albshausen-Grävenwiesbach wurde das Wagenmaterial erneut umgestellt. Die Umbauwagen wurden durch Mitteleinstiegswagen (AByl, Byl, BDyl) ersetzt, die nun wiederum durch andere Wagentypen ergänzt wurden, oftmals nun die allgegenwärtigen Silberlinge (ABn, Bn). Ursprünglich als Vier-Wagen-Zug im Reihungsplan stehend wurde der N8761 jedoch schon bald auf drei Wagen reduziert. Da die Mitteleinstiegswagen zum großen Teil türkis/beige lackiert waren, gab es kurz vor dem Ende der Solmstalbahn im Reisezugverkehr noch die Möglichkeit, einen zusammen mit der 216 einheitlich lackierten Zug zu erleben. Allerdings war der N8761 auch der einzige lokbespannte Reisezug auf dem Abschnitt. Ansonsten dominierten weiterhin die Schienenbusse, nach der Abstellung der letzten einmotorigen 795 zum 01.06.1980 allerdings ausschließlich die zweimotorigen 798.

11.02.1985

Zwischen Hasselborn und Brandoberndorf liegt diese Brücke mit ungewöhnlich hoher Überdeckung. V 160 mit wenigstens zwei stilreinen Wagen am Nachmittag des 11.02.1985
© Jürgen Leindecker

02.04.1985
216 107-3 am 02.04.1985 vor N 8761 in Braunfels-Oberndorf
© Frédéric Dildei

Mitte der 80er wurde auf dem verbliebenen Abschnitt Friedrichsdorf - Grävenwiesbach da fortgefahren, wo beim oberen Teil aufgehört wurde. D.h. Ersatz der Mitteleinstiegswagen durch Silberlinge und Reduzierung der Wagenzahl. Aber es gab weiterhin Besonderheiten. Z.B. N 8766/N 8779 die vom Sommer 1985 bis 1991/92 zwischen Friedrichsdorf und Usingen eine dreiteilige 798/998-Garnitur für den Schülerverkehr mitführten. Dieser Umlauf bestand noch lange aus einer reinrassigen Mitteleinstiegswagen-Garnitur.

07.10.1985

Links: 211 176-6 am 07.10.1985 vor N 8779 zw. Hausen und Usingen.
Rechts: 211 181 am 16.05.1986 bei Wehrheim
Beide Fotos © Frédéric Dildei

16.05.1986

Erwähnenswert waren auch N 8762/N8771 die im Durchlauf von/nach Friedberg aus einer Wendezuggarnitur bestanden, anfangs noch mit einem sog. "Hasenkastensteuerwagen" (BDnf 738/739), später mit den Typen ohne Übergang (BDnf 740). Teilweise liefen auch noch wendezugfähige Mitteleinstiegswagen mit, dabei auch solche, die selbst einmal Steuerwagen waren (Bylb 422). Dieser Umlauf war im Sommerfahrplan 1985 übrigens der einzige mit 212 bespannte, alle anderen lokbespannten Züge wurden von 211 oder 216 gezogen.

07.10.1985

Links: 212 370 am 07.10.1985 vor N 8762 in Usingen.
Rechts: 212 289 im Oktober 1988 vor N 8762 in Wehrheim.
Beide Fotos © Frédéric Dildei

10.1988

Zum Sommerfahrplan 1986 wurde nach langer Zeit wieder ein Zugpaar (N 8163/N 8180) im Durchlauf nach Frankfurt Hbf eingelegt, das von/bis Bad Homburg als Einzug unterwegs war.

14.06.1989

Dieser Zug wurde von einer 216 gezogen und bestand aus drei bis vier Silberlingen, auch mit 1.Klasse.

Bild links: 216 199 am 14.06.1989 vor N 8163 kurz vor Grävenwiesbach
© Frédéric Dildei

Nachdem sich die 211 zum Herbst 1987 aus Gießen verabschiedet hatte, dominierten nun die 212 zusammen mit den 216 den Zugverkehr.

Zug N8784/N8785 führte neben den beiden Silberlingen auch einen gedeckten Güterwagen für Expressgut mit. Wichtig war dabei, dass dieser Wagen eine Dampfheizleitung (Bauarten Gs-uv 212 oder 213) haben musste, da er bei der Hinfahrt zwischen Lok und Reisezugwagen lief.

 

19.04.1988

212 371-9 am 19.04.1988 vor N 8784 in Usingen. Der zweite Wagen ist der Expressgutwagen!

© Markus Göttert,
Slg. Frédéric Dildei

Die übrigen Züge mussten durchweg mit zwei 2.Klasse-Wagen auskommen. Die "Silberling-Monotonie" der 80er ergriff nun auch von dieser Strecke Besitz. Aber es gab auch noch fallweisen Einsatz von Mitteleinstiegswagen.

07.03.1989

212 112 am 07.03.1989 vor N 8178 bei Hundstadt
© Frédéric Dildei

 

Erst etwa 1990 gab es wieder etwas Abwechslung. Da ein Großteil der AB-Silberlinge modernisiert wurde und dadurch ein Mangel an diesen Wagen bestand, führte der "Eilzug" aus Frankfurt einen 1.Klasse Schnellzugwagen der Bauart Am 203 mit Scheibenbremse und dritter Klappstufe, die man bei den niedrigen Bahnsteigen auch gut brauchen konnte. Fast 20 Jahre nach dem berühmten "Franzosenzug" war es wieder möglich, sich mit Fernstrecken-Komfort durch den Hintertaunus schaukeln zu lassen. Leider passte die 212, die die 216 zeitweise ersetzte, nicht ganz zu diesem "hochwertigen" Wagen. Die Zugnummern hatte die DB inzwischen auf N3563/N3580 geändert.

 

212 354 am 13.07.1990 vor N 8180 bei Wehrheim
© Frédéric Dildei

13.07.1990

Etwas später tauchte dann noch einmal einer der letzten Mitteleinstiegswagen auf, der farblich aufgefrischt und mit rotem DB-Keks versehen, einen schönen Kontrast zu den nun vermehrt auftauchenden orientroten 212 bildete. Leider bleib es bei einem nur wenige Wochen dauernden Intermezzo.

 

 

 

Neben den Gießener 212 kam mit einem Zugpaar auch eine Darmstädter 212 auf die Strecke, aber das dürften nur die "Nummern-Fetischisten" unter uns gemerkt haben. Die unten abgebildete 212 001 gehörte übrigens auch dazu.

09.09.1991

Links: 212 001 am 09.09.1991 vor N 6780 in Grävenwiesbach
Rechts: 212 001 am 10.09.1991 vor N 6767 in Köppern.
Beide Fotos © Frédéric Dildei

10.09.1991

Bei diesen Bespannungen blieb es dann bis zum 25.09.1992, als die Taunusbahn den Betrieb mit eigenen Triebwagen vom Typ VT/VS 2E übernahm, zunächst noch nach dem alten "DB-Fahrplan". Lediglich ein Zugpaar (N 6767/N 6780) blieb einer 212 mit Silberlingen vorbehalten, die nun leider immer mehr von "Graffiti-Künstlern" versaut wurden. Überraschend hatte das Bw Gießen zum Sommer 1990 nochmals 211 zugeteilt bekommen, darunter auch die altrote 211 066 aus Osnabrück und nach deren Abstellung die 211 295 aus Würzburg.

22.04.1993

Links: 211 295 am 22.04.1993 vor N 6767 in Neu-Anspach.
Rechts: 212 112 am 01.07.1993 vor N 6767 in Hausen.
Beide Fotos © Frédéric Dildei

01.07.1993

Ab 03.10.1993 fuhren nur noch die Triebwagen VT/VS 2E, die später durch solche der DB-Bauarten 628.4 und 629 ergänzt wurden. Doch dazu möge eine anderer etwas schreiben.

Frédéric Dildei, 25. Juni 2002

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